Gib die Stunde her oder Vorwärts in die Vergangenheit

Endlich gibt es den zweiten Kanada-Eintrag. 🙂

Leider zerlegt es die ganze Familie abends im Wohnmobil in aller Regelmäßigkeit komplett (nach soviel guter Bergluft), so dass mir die kreative Energie fehlt und ich ins Lummerland schnarche. Sorry. 😉

Dafür gibt es heute die letzten Etappen unserer Camping-Reise und eine Vielzahl an Fotos. Also: Let’s get it on!

Nach gut 7 Tagen und knapp 1500 km „on the road“ haben wir uns sehr an unser fahrendes Zuhause gewöhnt.  Das „Schiff“ schnurrt wie ein Kätzchen auf den Bergstraßen Kanadas, säuft aber mit seinem V10 Motor wie ein Schweralki den Sprit weg. Mit einem Tankinhalt von ca. 130 l schaffen wir gerade mal so 500 km, was einem Verbrauch von 26 l / 100 km (#meisterdestempomats) entspricht. Zum Glück ist der Sprit hier etwas billiger.

Die Handgriffe wie Anschluß des Wasser- und Abwasserschlauchs und des Stromkabels (sofern am Campingplatz überhaupt vorhanden) sitzen perfekt. Und auch die kleine Küche lässt die Chefin die ein oder andere Mahlzeit zaubern. Einzig Bacon-Streifen sollte man besser sein lassen, diese lösen durch die enorme Rauchentwicklung Alarm aus und hinterlassen im Wageninneren einen lang anhaltenden Fettgeruch. Wie oben schon erwähnt, schläft es sich einwandfrei.

Streckentechnisch wollten wir vom netten und alternativ angehauchten Campground in Kelowna nordöstloch nach Revelstoke fahren. Leider waren dort die wenigen Stellplätze schon durch die Vielzahl an Dauercampern oder Vorreservierungen belegt, daher legten wir gleich nochmal 150 km zurück und machten in Golden unseren nächsten Halt.

Es sei übrigens noch kurz erwähnt, dass wir bewusst auf Reservierungen verzichten, um uns die größtmögliche Freiheit in der Planung zu lassen, was aber auch erweitertertes Suchen zur Folge haben kann.

Als wir dort einen einfachen Campground finden konnten, mussten wir überrascht feststellen, dass die Uhr im Camp schon eine Stunde weiter war als unsere. Irgendwann auf der Strecke hatten wir nämlich die Zeitzone überschritten. Demnach waren es statt -9, nur noch -8 Stunden Unterschied zu Deutschland. Diese Situation brachte sogar unser Navi zu Fehlern in der Matrix (siehe Screenshot weiter unten). In wenigen Tagen holen wir uns die Stunde aber wieder. 😉

Wie es aber immer so ist, stellte sich der ungeplante Aufenthalt in Golden als positive Überraschung heraus. Per Zufall überreichte uns die nahezu zahnlose Campground-Oma einen Flyer für das Kicking Horse Mountain Resort, wo man ein Grizzly Gehege besuchen und eine Gondelfahrt zum Berg Whitetooth machen könne. Genau das machten wir am nächsten Tag, einem strahlend blauen Sonnentag, auch und wurden nicht entäuscht. Sowohl der Spaziergang auf der Bergspitze, bei dem wir unser erstes „wildes“ Tier (Berghörnchen) entdeckten, als auch die Führung bei der Grizzly Auffangstation, bei der wir den Grizzly-Waisen Boo nach dem Mittagsschlaf erleben durften, waren ein absolutes Highlight.

Am selben Abend und der Weiterfahrt nach Radium Hot Springs hatten wir das gleiche Problem wie in Revelstoke, es war ja leider Wochenende und alle großen Campingplätze restlos ausgebucht. Als letzte Option wurde uns ein 9-Loch Golfplatz einige Kilometer vor der Ortschaft genannt, den wir sogleich anfuhren. Edgewater Hilltop Golf & RV Park stellte sich als absoluter Glücksgriff heraus. Wir bekamen einen einfachen Stellplatz ohne Anschlüsse, dieser lag aber direkt am Golfplatz, welchen wir zum Abendspaziergang auch komplett abgehen durften und dabei ein Reh beim Apfelnaschen ertappten. Die Chefin, welche ein richtiger Oma-Typ war, bekochte uns auch noch äußerst lecker für wenig Geld selbst. Sogar selbstgemachten Apple-Pie nahmen wir uns noch am nächsten Tag als Proviant mit.

Auf dem Weg nach Banff machten wir noch einen Abstecher in die heißen Thermalquellen die Radium Hot Springs den Namen verliehen haben. Das Schwimmbad liegt zwar praktisch im Bergmassiv, hat aber außer zwei Becken (Lauwarm & Heiß) nicht soviel zu bieten. Trotzdem hatten wir unseren Spaß.

In Banff, einem der Tourismusmagneten in den Rocky Mountains, machten wir zum ersten Mal zwei Tage Rast auf einem der größten Campingplätze (ca. 600 Plätze), die wir bisher gesehen hatten. Während des Aufenthalts schlenderten wir am ersten Tag noch durch das nette aber überfüllte Städtchen. Wohingegen wir uns am zweiten Tag Mountainbikes ausgeliehen hatten und die einfachen Bike Trails der Umgebung abfuhren. Diese Trails führten uns zu kleinen Wasserfällen, einer Pferderanch und am Flußufer zu einer Begegnung der besonderen Art. Nach einer Abzweigung standen auf einmal ein Elch-Junges mit seiner Mutter auf dem Feldweg. Sehr vorsichtig schoben wir unsere Drahtesel vorbei, wurden dabei von den Tieren gemustert aber friedlich vorbei gelassen. Puh, da geht einem die Pumpe, bei so imposanten Tieren. Den sportlichen Tag ließen wir noch mit Grillen und Marshmallows am Lagerfeuer (hier war Feuermachen erlaubt) ausklingen. Das Holz hierfür wurde sogar gestellt, musste aber noch äußerst männlich mit der Axt bearbeitet werden. 😉

Nach den tollen Tagen von Banff, ging es gestern (es ist ja schon 00:26 h!) weiter nach Jasper, einem weiteren bekannten Örtchen in den Rockies. Ein kleiner Zwischenstopp in Lake Louise war aber eher ein Reinfall, da es so extrem diesig war, dass man vom See selbst kaum etwas zu sehen bekam. Frei nach dem Motto „Wie sie sehen, sehen sie nichts!“. Trotzdem lichteten die Mehrzahl der asiatischen Touristen die Nebelwand ab, als gäbe es kein Morgen. Immerhin konnte Jonas sich mit einem Indianer fotografieren lassen. In Jasper sind wir nun auf einem noch größeren RV-Campground, welcher aber auf hunderten Quadratmetern mitten im Wald liegt. Man kann gerade noch so seinen Parkplatznachbarn sehen. Sehr cool. In diesem Wald leben auch Elche, daher sind Bettina und Jonas auf dem Weg zum WC gleich mal einem Hirschen und seinen Kühen begegnet, diese sind die Menschen aber wohl gewöhnt und reagieren sehr ruhig. Mal schauen, ob heute Nacht etwas an die Türe klopft. 😉

Soderle, das war’s für heute. Natürlich dürfen die versprochenen Fotos (inkl. toller Tierbilder) nicht fehlen. Viel Spaß beim Anschauen und Danke für’s Lesen und Kommentieren (im Blog oder Facebook).

Liebe Grüße von den Kanada-Flodders 🙂

PS: Da wir beim letzten Eintrag ja den Waldbrand als Breaking News hatten, darf diesmal eine weitere „Eye-Witness-News“ nicht fehlen. Auf dem Weg nach Banff steckten wir 30 Minuten in einer Vollsperrung, da ein Pick-Up mit Wohnwagenanhänger mal kurz umgekippt war. Den Insassen ist nichts passiert (außer einem Schock), aber die Karlstetter-Paparazzis haben das Ganze bildlich festgehalten (siehe Gallerie).

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